Geschichtskenner und Spezialisten gehen davon aus, dass schon die Römer an den Südhängen zur Donau Wein anbauten. Leider lässt es sich nicht hundertprozentig beweisen. Die ersten beweisbaren Unterlagen kommen erst aus dem frühen Mittelalter.
Der ehemalige Lauinger Stadtarchivar Max Springer hat in einer geschichtlichen Abhandlung festgestellt, dass das Gebiet um Gundelfingen und Lauingen ein Weinbaugebiet war, das von der Donau bis zur Schwäbischen Alb reichte (Südhang zur Donau). Die gefürchtete Reblaus hat im Mittelalter die gesamten Bestände vernichtet, so dass nur noch an Südgiebeln von landwirtschaftlichen Gebäuden und Wohnhäusern Reben gezogen wurden. Noch vor 30 Jahren waren in den Dörfern diese Weinreben sehr häufig anzutreffen. Leider sind durch Modernisierungen der Häuser immer mehr von diesen schönen bewachsenen Giebeln verschwunden. Ein alter Lauinger Stich von 1617 zeigt Rebstöcke in der Mohrenstadt Lauingen.
Am ehemaligen Gasthaus "Löwen" rankte mindestens 100 Jahre lang an der Südseite des Hauses ein mächtiger Rebstock über die gesamte Wand. Als Mitte der 80-er Jahre das Gebäude renoviert wurde, verschwand das Traumgewächs nicht nur von der Wand, sondern es wurde in Bodenhöhe abgeschlagen. Niemand hat damit gerechnet, dass der alte, noch vorhandene Wurzelstock neu austreibt. Manfred Rechner, damals mit seinem Speiserestaurant "Reblaus", auf der südlichen Kellerseite eingezogen, erkannte als Weinkenner sofort, um welche Triebe es sich da handelt. So wuchs das noch unbekannte Lauinger Rebengewächs ungedüngt, ungespritzt und ohne Bewässerung, so dass schon zwei Jahre später die vorgebaute Pergola voll begrünt war. Der Reblaus-Chef wollte es genau wissen und konnte von der Sorte "Trollinger" eine erste stattliche Lese der Trauben vornehmen. In Lauingen gewachsen, in Lauingen gekeltert und bei einem befreundeten Winzer in Württemberg ausgebaut, warten ca. 200 Liter auf die erste Probe. In geselliger Runde am Stammtisch der "Reblaus" kam der erste Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Lauingen (Harald Lemmer), das Vorstandsmitglied der Wirtschaftsvereinigung (Günter Linder) und Manfred Rechner (sehr rühriges und umtriebiges Mitglied in der Wirtschaftsvereinigung) auf die Idee eines Weinfestes. Es sollte ursprünglich in größerem Stile in der Stadthalle gefeiert werden. Nachdem die Lauinger Aktivitäten meistens von den benachbarten Städten und Gemeinden übernommen wurden, dachte man über etwas Besonderes nach, das keiner hat. Da kam man auf die Idee, ein kleineres Weinfest mit ausschließlich eigenem Wein zu veranstalten.
Am 9. Februar 1990 war es soweit. Landrat Dr. Anton Dietrich, Bürgermeister Georg Barfuß und eine Schar illustrer Gäste scharten sich zur Verkostung des ersten Lauinger "Reblaus-Tropfens", ausschließlich hergestellt aus den Trauben selbst angebauter Reben an der Südseite des Restaurants "Reblaus". Die Gäste wurden an diesem Abend gleich mit Fakten und Daten aus mehreren Untersuchungen überschüttet.
Die Analyse:
Mit Qualitätsweinwerten kann das Mostgewicht des tischweinähnlichen Rotweines beziffert werden. Das Lesedatum ist mit dem 6. Oktober 1989 beziffert. 11 Vol. % und 0 Gramm Restzucker weist der voll durchgegorene, trockene Rotwein auf. Für die Bekömmlichkeit des Weines spricht der niedrige Schwefelwert von insgesamt 30 Milligramm pro Liter. Nach dem deutschen Weingesetz sind damals bis zu 190 Milligramm pro Liter erlaubt gewesen. Die Fachleute erklären sich den besonders niedrigen Schwefelwert dank der sehr gesunden Beschaffenheit des Lesegutes. In der Beurteilung wurde festgestellt, dass es sich beim "Reblaus-Tröpfchen" um einen schlanken, feinfruchtigen Rotwein handelt, der für seine Herkunft außerhalb eines Weinbaugebietes von erstaunlicher Qualität ist. Für seine Bekömmlichkeit ist der niedrige Säurewert von 4,5 Gramm pro Liter ausschlaggebend.
Diese erste Weinprobe fand den einhelligen Zuspruch der Gäste. Vertreter der Medien, anwesend war der Bayerische Rundfunk, die Donauzeitung, die Donaurundschau, der Kreisanzeiger, berichteten über das Ereignis.
Und dann kam es, wie es kommen muss, wenn mindestens 7 Deutsche zusammen sind, dann gründen sie einen Verein. Die wachsende Stimmung an den Tischen und die Gespräche ließen immer stärker die Idee reifen, einen Winzerverein in Lauingen zu gründen. Eine Urkunde wurde aufgesetzt und die Gründung vollzogen. Die Gründungsmitglieder auf der Urkunde heißen:
Manfred Rechner, Harald Lemmer, Ernst Schneider, Ulrich Schretzenmayer, Heinz Glatzmaier, Siegfried Bissinger, Günter Linder, Josef Steiner, Werner Callsen, Norbert Jennewein.
Die Gründung war keine zufällige Laune, die man später wieder vergessen hat. Günter Linder war zunächst 1. Vorstand, Kassierer und Schriftführer zugleich. Es folgte eine Satzung. Mitglied konnte werden, wer einen Rebstock auf eigenem Grundstück gepflanzt hat. Der Namensgeber des Weines "Lauinger Schlitzohr" war der damalige Bürgermeister von Lauingen Georg Barfuß. Einige Jahre später wurde es dann ein eingetragener Verein. Bis zum Jahr 2007 wurden die Geschicke des Vereins vom 1. Vorsitzenden Günter Linder und vom 2. Vorsitzenden Josef Steiner erfolgreich geleitet. Mit der Satzungsänderung vom 10.05.1996 können auch Frauen dem Winzerverein beitreten. Seit der Gründung sind nunmehr 20 Jahre vergangen. Es war nie die Absicht, einen stattlichen Verein auf die Beine zu stellen. Wir wollten keinen großen, keinen bedeutenden und keinen erfolgreichen Verein. Wir wollten lediglich im gesellschaftlichen Leben in unserer Stadt eine Ergänzung sein.
Seit Jahren versucht der Lauinger Winzerverein, die Kultur des Rebenanbaues an die Häuser und Gärten zurückzubringen. Aus diesem Grund hat dann auch der 1. Lauinger Winzerverein e.V. anlässlich der "Lauinger Messe 2010" Schulungen im Rebstockanbau und Rebstockschnitt angeboten. Der Verein betreibt zwischenzeitlich einen eigenen kleinen Weinberg an der Rückseite des Hotels "Kannenkeller" in Lauingen (Südhang zur Donau).
Unser Vorstand und die Vorstandschaften waren und sind sehr rege. So sind viele Aktivitäten erfolgt, die auch in der Berichterstattung unserer Heimatzeitung große Beachtung fanden. Hier eine kurze Aufzählung unser Aktivitäten:
Eigener Wein aus eigenen heimischen Beständen
Wir haben ein echtes Schlitzohr in unseren Reihen und ein "Lauinger Schlitzohr" zum Trinken
Ausflüge, 1-tägige und 2-tägige
Besuch von Weinfesten: z. B. auf Einladung des OB Radolfzell Besuch des traditionellen Hausherrnfestes
Teilnahme am Stadtmauerfest in Lauingen
Teilnahme am Brunnental-Fest in Lauingen
Teilnahme am City-Fest in Lauingen
Teilnahme am Maibaumaufstellen in Lauingen
Teilnahme an Faschingsumzügen
Teilnahme an Jubiläumsumzügen
Aktionen zur Pflanzung und Schnitt von Weinreben: z. B. Info-Stand bei der Lauinger Messe mit Pflanz- und Schneidanleitung
Aktionen zur Unterstützung der Kartei der Not und des Fördervereines "Schimmelturm"
Finanzielle Unterstützung der Jugendstadtkapelle Lauingen
Wahl der Weinköniginnen
Wahl eins Kellermeisters
Winzerchor
Jährliches Winzerfest
Winzerzeitung
Ein Verein lebt durch seine Mitglieder. Sie machen den Verein mit dem rührigen Vorstand zu dem, was er heute ist.
Wir sind gemeinnützig und selbstlos tätig. Der Landschafts- und Heimatgedanke ist unser Ziel.
Verfasser: Harald Lemmer und Klaus Schreiner
<<Gründungsurkunde>>